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Immobilien Magazin

Um gesellschaftliche Veränderungen zu beschleunigen, gibt es drei Wege, die beschritten werden können. Die schlechte Nachricht: Sie müssen alle von der Politik vorangetrieben werden. Eine Veränderung über Märkte, Zeitgeist und Privatwirtschaft dauert einfach zu lange, da es sich bei Nachhaltigkeit und Klimaschutz nicht um bahnbrechende Technologiesprünge, sondern um eine Veränderung von Einstellung und Lebensstil handelt.

In Österreich sehr beliebt und überbordend angewandt, weil die Eigenverantwortung der Menschen ignoriert wird, sind Vorgaben und Strafen. Alles muss geregelt werden, Eigeninitiative wird kritisch betrachtet und behindert. Bis in die kleinsten Details geriert sich die Verwaltung, die richtigen Entscheidungen vorgeben zu müssen. Dass diese Vorgaben teilweise gestrig und mittlerweile sogar falsch sind, kratzt niemanden. Beispiele gefällig? Die Behinderung der Etablierung der Kreislaufwirtschaft bei Immobilien durch diverse Gesetze und Verordnungen, z.B. das Abfallwirtschaftsgesetz. In meiner Bestenliste ist diese Beschleunigungsstrategie gesellschaftlicher Veränderung ganz hinten gereiht. Staatliche Vorgaben und Strafen unterstützen vor allem Widerstand und Raunzerei und haben noch nie jemanden überzeugt. Nicht einmal in der Volksrepublik China.

Überzeugung
Das bringt mich zur edelsten Form der Beschleunigung: die Überzeugung. Charismatische Politiker:innen aller Couleurs erklären parteiübergreifend die Notwendigkeit der Veränderung und überzeugen damit die Bevölkerung. Sie müssen auch gequält lachen? Ja, dieser Zug scheint für lange Zeit abgefahren zu sein. Einerseits mangelt es an charismatischen Politiker:innen, andererseits ist der Konsens unter den Parteien, auch abseits von Koalitionen zusammenzuarbeiten, selbst in Krisenzeiten kaum vorstellbar. Die Gesellschaft wünscht sich zwar in Umfragen parteiübergreifende Zusammenarbeit, zollt aber dann in den Wahlzellen jenen Beifall, die ihren politischen Mitbewerb „entsorgen“ wollen.

Aber nun zum Titel der Kolumne: Anreize. Bitte verstehen Sie das nicht falsch: das ist kein Plädoyer für die, seit Corona grassierende Unart, mit der Gießkanne jedes Problem beheben zu wollen – koste es, was es wolle, hinter uns die Sintflut. Wir wollen auch keine Förderungen nach dem Fürstenprinzip, wo nicht spezialisierte Beamten und Beamtinnen über die Förderungswürdigkeit entscheiden. Wir wünschen uns klare Regeln, abgestellt auf einige wenige mess- und beweisbare Fakten. Anreize für jene Aktionen und Projekte, die beweisbar Nachhaltigkeit und Klimaschutz umgesetzt haben. Wir wollen keine Anmeldungen für Förderprogramme mit beschränkten Budgets. Wir wünschen uns, dass Sanierungen, Neuprojekte, Verdichtungen im Immobilienbereich, nach ihrer Umsetzung und nach der beweisbaren Erreichung der Taxonomie-Vorgaben, Anreize erhalten. Das müssen keine Förderungen sein. Die gute, erprobte und funktionierende „Vorzeitige Abschreibung“ wäre ein perfektes Instrument für so einen Anreiz. Diese hat in ihrer langen Geschichte immer die Investitionen in florierende Unternehmen gefördert, war einfach zu handhaben und hat den bürokratischen Aufwand für Unternehmen und Staat klein gehalten. Also, lieber Herr Brunner – fürchten Sie sich nicht!

Peter Engert,
Geschäftsführer der ÖGNI