Drucken
In Deutschland hat jetzt die DVFA-Kommission, die sich für ein verantwortungsvolles Handeln am deutschen Kapitalmarkt einsetzt, einen Praxisleitfaden zu ESG in der Immobilienfinanzierung für gewerbliche Kreditnehmer veröffentlicht.
Ein neuer Praxisleitfaden zu ESG in der Immobilienfinanzierung wurde veröffentlicht. | (c) Adobe Stock zoom_out_map
„Klimawandel und Klimaschutz werden sich in den kommenden Jahren auf Bau- und Immobilienwirtschaft, Eigentümer und Anleger auswirken. Aus den veränderten Rahmenbedingungen ergeben sich Anforderungen, die Gegenstand des jetzt vorgelegten Leitfadens sind“, erläutert Sven Bienert, Institut für Immobilienwirtschaft an der Universität Regensburg und Leiter der DVFA-Kommission Immobilien.
Der Leitfaden erläutert die einschlägige Regulatorik und unterfüttert sie ausführlich mit Beispielen aus der Bankenpraxis. Das daraus abgeleitete Rahmenwerk soll für Kreditnehmer eine Orientierung sein in Bezug auf Environmental-, Social-, Governance- (ESG)-Kriterien. Der Fokus liegt dabei auf der mit dem „E“ verbundenen ökologischen Betrachtungsweise.
Bienert fasst die Ergebnisse zusammen: „Immobilienfinanzierer werden sich über die Politik, Markterfordernisse und die Kreditwirtschaft zukünftig stärker mit den aktuellen Rahmenbedingungen zum Klima- und Umweltschutz auseinandersetzen müssen. Hierbei sind wir aktuell erst am Anfang einer längeren Transformation, bei der künftig jedes Objekt und Projekt sich mit den weiteren Verschärfungen der Standards auseinandersetzen wird. Die Anforderungen werden alle Phasen bis hin zur Abwicklung betreffen und Kreditnehmer können sich durch gute Vorbereitung gegenüber Mitbewerber:innen hervorheben. Um die anstehenden Herausforderungen in Bezug auf die tiefgehende Transformation der (Immobilien-)Wirtschaft zu bewältigen, bedarf es einer kooperativen Zusammenarbeit der Stakeholder:innen. Finanzierer;innen und Kreditnehmer:innen sind daher aufgerufen, nachhaltige Investments weiter zu forcieren.
Einheitliche Standards Von zentraler Bedeutung ist dabei die Etablierung einheitlicher Standards von Daten und zur wirtschaftlichen Beurteilung im ESG-Kontext. Dabei wirkt die Heterogenität von Immobilieninvestoren, verwendeten Systemen aber auch die Unabhängigkeit der jeweiligen Kreditinstitute erschwerend. Aufgrund der starken Vernetzung unterschiedlicher Investoren mit unterschiedlichen Banken aber auch Banken untereinander im Konsortialgeschäft ist eine Annäherung der Kreditinstitute in ihren Standards gesamtwirtschaftlich dringend geboten. Dieses gilt, auch oder gerade weil es regulatorisch kaum einheitliche Anreize gibt. Unbeachtet und wenig verstanden sind derzeit die nachhaltigen gesellschaftlichen Auswirkungen, die sich auch auf das Investorenverhalten auswirken. So können beispielsweise neue Trends und Aspekte, wie Circular Economy oder die Social-Taxonomy, zu weitergehenden Standards für Bau und Betrieb von Gebäuden führen. Es ist davon auszugehen, dass ESG-Themen weiter an Bedeutung gewinnen und neben freiwilligen Bemühungen und Initiativen auch die Regulierung weiter zunehmen wird.“